Chronik

  1. Der Liederkranz
  2. Der FC Niederrieden

Der folgende Text stammt aus der Chronik Niederrieden von Michael Büchler

Der Liederkranz

 Am 1. Juli des Jahres 1920 wurde hier in unserem Orte ein Verein gegründet, in dessen Statuten es in § 1 heißt: „Der Zweck der Gesellschaft ist die gesellige und gemütliche Vereinigung zum Vergnügen, besonders durch Gesang.“

Welche äußeren Umstände zur Gründung dieses Vereins beitrugen, erfahren wir am besten aus dem Protokollbuch, in welchem folgendes aufgenommen wurde: „Der Krieg war zu Ende, sehnsüchtig schaute so mancher aus nach Lustbarkeiten und Vergnügen, um die Kriegsabenteuer und Erlebnisse vergessen zu suchen. Rege ging der Wunsch der lustigen Niederrieder Brüder eine Musik, ja sogar einen Männergesang zu gründen.“

Nachdem man beim Hauptlehrer Wagner mit der Bitte, die 14 wackeren Sangesbrüder im Männergesang auszubilden, abgewiesen wurde, wandte man sich an Andreas Amann, der zu dieser Zeit in Altötting einer Musikerausbildung entgegensah. Dieser erklärte sich schließlich auch bereit, das kleine Chörlein, welches sich aus den nachstehenden Sängern zusammensetzte, zu übernehmen.

 I. Tenor: Georg Riedmaier, Andreas Riedmaier, Karl Keller

II. Tenor: Alois Gayer, Josef Ketterle, Johann Ritzler, Sebastian Königsberger

I. Bass: Georg Gayer, Hieronymus Schätzenmaier, Karl Kößler

II. Bass: Andreas Amann, Johann Gayer, Bernhard Wiest, Josef Hummel

Die ersten Gesangsproben fanden in der Wohnung des Schmiedemeisters Andreas Gayer statt; diese kann man als Geburtsstätte des hiesigen Gesangvereines bezeichnen. Mit den eben genannten Männern ging es unter dem ersten Vorstand Alois Gayer frisch ans Werk. Alsbald wurden die Proben in den Wohnsitz des Dirigenten verlegt, welche bei Wind und Wetter zweimal die Woche besucht wurden.

Der junge Verein bewährte sich und wurde am 16. November 1921 offiziell als eingetragener Verein mit dem Namen „Liederkranz Niederrieden“ beim Bezirksamt Memmingen angemeldet.

Ihren ersten Auftritt hatten die Sänger im Auftrag des Schützenvereines; zum ersten bei einem Preisschießen. Dort wurden die Sangesburschen auch eingeladen, bei dem am 19. Dezember 1920 stattfindenden Ausflug nach Pleß mitzuwirken. Mit Schlitten fuhr man schließlich auch dorthin, sang und machte Gaudi bis in die späten Abendstunden. Am 29. Januar standen die Sänger wieder in Diensten der Schützen, als sie auf dem Schützenball fünf Lieder zur Aufführung brachten.

Am 7. März 1921 meldeten sich wieder 17 begeisterte Burschen, um ebenfalls im Gesang ausgebildet zu werden. Schon damals prägte sich der Spruch:

Da bin ich gern, wo frohe Sänger weilen

Und munterer Gesang im Chor erklingt.

Die frohen Stunden rasch vorüber eilen

Und jede eine Freude bringt!

Durch diese Zugänge erhöhte sich also die Zahl bereits auf 31 Sänger, womit ein stattlicher Chor auf der ersten öffentlichen Weihnachtsfeier am 26.12.1921 ein reichhaltiges Programm aufführte oder am 5. Juni 1922 bei der Einweihung des Kriegerdenkmales die Feierlichkeiten umrahmte.

Der Chor sang aber nicht nur bei organisierten Festen, sondern trat bei verschiedenen Anlässen oftmals unerwartet auf. So überraschte man alt und jung am Weißen Sonntag in der Grotte, was sogar Pfarrer Steuer zu ergreifenden Worten hinriß, oder man besuchte eine Feuerwehrprobe, auf welcher Dienstehrenzeichen ausgeteilt wurden, und sang für die Geehrten ein Ständchen. Überhaupt war das Selbstvertrauen des jungen Vereins so groß, daß man sich zeitweise sogar „Heldensänger“ nannte.

Auf Wunsch der Gesamtheit der Mitglieder wurde am 26. Juni des zuletzt genannten Jahres ein Gartenfest im Gasthaus „Zur Wilhelmshöhe“ (heute Cafe) abgehalten. Leider machte das Wetter erst am Abend einen freundlichen Eindruck, so daß sich nur eine kleine Sängerschar einfand.

Den ersten Vorstandswechsel gab es am 31. Dezember 1923. Der bisherige Vorstand Alois Gayer lehnte eine Wiederwahl mit der Begründung, er habe in Niederrieden keine bleibende Stätte, ab. Es wurde sodann als neuer Vorstand Sebastian Königsberger gewählt.

Der erste Auftritt unter dem neuen Vorstand war beim Gau-Sängerfest in Grönenbach. Jedoch verweilte der neue Vorstand nicht lange in seinem Amt. Bedingt durch seinen Beruf mußte Sebastian Königsberger bereits 1926 die Geschäfte seinem Stellvertreter Karl Keller übergeben. Auf der Versammlung am 1. Januar 1927 lehnte auch Karl Keller eine Wahl zum 1. Vorstand mit aller Entschiedenheit ab. So wählte die Versammlung zum neuen Sängerleiter den Andreas Riedmaier.

Am 18. November 1928 machte unser Gesangsverein einen Ausflug nach Pleß. Bei dieser Gelegenheit wirkte unser Chor auch bei der Gestaltung des dortigen Nachmittags-Gottesdienstes mit, mit der Folge, daß unser Dirigent auch noch das Amt des Chorregenten von Pleß übernahm.

Faschingsbälle, Konzerte, Theateraufführungen, Weihnachtsfeiern und solche ähnliche Veranstaltungen finden in den folgenden Jahren immer wieder ihre Niederschrift. Besonders erwähnenswert ist der Fasching von 1930, als die Sänger mit einem eigenen originellen Wagen an dem vom FC Niederrieden veranstalteten Faschingsumzug teilnahmen.

Den letzten Eintrag im Protokollbuch des Liederkranzes finden wir im Februar des Jahres 1937.

Danach riß der Krieg unseren Chor auseinander, und dadurch bedingt fehlen auch über 10 Jahre hinweg jegliche Aufzeichnungen. Die durch den Krieg zersprengten Sänger versuchten 1948 sich unter dem alten Namen wieder selbständig zu machen. Dies gelang jedoch nicht recht, da sich bereits viele junge Männer dem FC angeschlossen hatten. Am 25 September bereif der Fußball-Club eine außerordentliche Jahreshauptversammlung ein, zu der auch die ehemaligen Mitglieder des Liederkranzes und die jungen Männer eingeladen wurden. Auf dieser Zusammenkunft wurden sich die sangesbegeisterten „Alten“ und die Funktionäre des Fußball-Clubs einig, das gesanglich-gesellschaftliche Leben im Dorfe als Abteilung des Fußball-Clubs wieder aufleben zu lassen. Der verwaiste Liederkranz erreichte in der Verbindung mit dem FC als Sängerriege indirekt sein Weiterbestehen. Hauptlehrer W. Müller, ein Hauptinitiator der Zusammenlegung, übernahm die Leitung des Chores. Als Verbindungsleute zur Vorstandschaft waren Josef Hummel und Hieronymus Schätzenmaier gewählt worden.

 Die Vorstände des Liederkranzes:

Alois Gayer                              1920-1923

Sebastian Königsberger           1923-1927

Andreas Riedmaier                   1927-1938

 

Der FC Niederrieden

Als nach dem Krieg die sogenannte Gründungswelle einsetzte, wurden auch in unserem Dorfe die jungen Männer vom Zeitgeiste erfaßt und schlossen sich zu Gemeinschaften zusammen; die einen um sich dem gepflegten Chorgesang zu widmen, die anderen um dem damals doch noch recht verpönten Fußballsport zu frönen.

Albert Königsberger war wohl einer der größten Verfechter dieser Sportart. Um ihn scharten sich noch einige junge Männer, denen dieser neue Sport Lust und Freude machte, und so kam es im Jahre 1919 zur Gründung des Fußballclubs Niederrieden (FCN). Leider sind aus der Gründungszeit keine schriftlichen Aufzeichnungen mehr vorhanden. Vorstand des neuen Vereines jedenfalls war der Initiator Albert Königsberger. Das erste Spiel des FC Niederrieden fand allerdings bereits im Jahre 1918 beim Gründungsakt des FC Heimertingen statt, welches Spiel übrigens 1:0 für unseren FC endete.

Nach Überwindung der ersten Schwierigkeiten ging es beim FC Niederrieden bald Stück für Stück bergauf. Man hatte anfänglich weder Fußballschuhe noch einheitliche Hemden. Gespielt wurde zum Teil in Halbschuhen und im halbarmigen Unterhemd. Einen Platz wie wir ihn heute haben, gab es nicht einmal in den Träumen, gekickt wurde einfach dort, wo gerade eine Wiese abgemäht war. Dennoch zeigten sich schon bald die ersten Früchte unserer Idealisten. Denkwürdigkeit erlangte das Entscheidungsspiel um die schwäbische Meisterschaft 1928 gegen Neuburg/Kammel in Babenhausen. Mit ausschlaggebend für diesen Aufwärtstrend war das Mitwirken eines Spielers namens JANUS, der als ehemaliger Oberligaspieler (Stuttgarter Kickers) viel zur Weiterentwicklung in technischer Hinsicht beitrug.

Um diese Zeit (1929) tauchten im Kassenbuch Einnahmen aus Spielen gegen Augsburg, Mindelheim, Memmingen, Kottern, Lauingen, Ottobeuren, Krumbach, Vöhringen und auch Fellheim auf.

Durch die nachrückende Jugend und auswärtige Spieler verstärkt, konnte unsere Mannschaft von 1930 bis Kriegsbeginn fünf Meisterschaften erkämpfen, mußte aber jedesmal auf den Aufstieg verzichten, sei es aus finanziellen Gründen, oder weil man in der Aufstiegsrunde scheiterte.

Den ersten Vorstandswechsel brachte das Jahr 1932. Albert Königsberger lehnte eine Wiederwahl ab, und so wurde am 12. November 1932 Josef Berger zum Vorstand gewählt. Allerdings dauert seine Amtszeit nur bis zum 5. Februar 1933, als der gesamte Ausschuß wegen Unzufriedenheit der Mitglieder zurücktrat. Die dadurch erforderliche Neuwahl am 12. März mit neun Wahlvorschlägen brachte schließlich Georg Rogg als neuen Vorsitzenden hervor. Im Anschluß an die Wahl führte Albert Königsberger, der mittlerweile zum Ehrenvorstand ernannt wurde, aus, daß nur durch fleißiges Zusammenhalten, durch Einigkeit und Disziplin wieder neues Aufblühen in den Verein gebracht werden könne.

Arbeitsdienst und allgemeine Wehrpflicht lichteten nach und nach den Spielerstamm. Mit vielen auswärtigen Spielern konnte der Bestand des FCN bis zum Kriegsbeginn gesichert werden. Außerdem scheint Josef Berger im Jahre 1936 wieder 1. Vorstand geworden zu sein; jedoch legte er am 5. Februar 1939 sein Amt erneut nieder. Sein Nachfolger wurde diesmal Josef Osterberger. Der Verein hatte zu dieser Zeit 45 Mitglieder.

Unter den Wirren des II. Weltkrieges litt schließlich auch der FCN. Die jungen Männer, das Herzstück des Vereines, standen an den Fronten. Nach der Saison 1939/40 stellte man auch in Niederrieden den Spielbetrieb ein. Im Herbst 1940 wurde der Sportplatz umgeackert und darauf Schrebergärten errichtet, um der hungernden Bevölkerung die Möglichkeit zu geben, sich zu den Lebensmittelmarken noch zusätzlich etwas zum Essen zu besorgen. Auch ein Hühnerstall fand seinen Platz auf dem Sportgelände. Das Dasein des FC Niederrieden war erloschen.1919 - 1940 Aus dem Krieg heimgekehrte junge Männer setzten alles daran, den Fußballsport in Niederrieden wieder auf die Beine zu stellen. Am 12. Februar 1946 wird der FC Niederrieden unter der Vorstandschaft von Georg Rogg wieder ins Leben gerufen. Unser Sportplatz war noch immer umgestaltet in Schrebergärten – ein Ersatz war nicht in Sicht. So spielte unsere Mannschaft von 1946 bis 1948 in Boos. Erst als der TV Boos 1948 eine eigene Mannschaft aufstellte, stand die Platzfrage erneut zur Diskussion. Mitten in dieser Neugründung trat Georg Rogg als Vorstand zurück. Die Wahl am 28. August 1948 fiel einstimmig auf das bewährte Vereinsmitglied Georg Hummel (Maurer), der nunmehr mit viel Energie in die schwierigen Verhandlungen zwischen Gemeinde, Ordinariat und Militärregierung einstieg. Unterstützt wurde die Vorstandschaft in der Sportplatzfrage auch von Hauptlehrer Müller, der für die Schule ebenfalls ein Sportgelände brauchte. Am 4. Juni 1950 konnte dann endlich zur Sportplatzeröffnung eingeladen und ein Pokalturnier ausgetragen werden. Unsere 1. Mannschaft trug dabei ein Werbespiel gegen Kempten aus, wurde aber mit 1:11 geschlagen. Die Gesamtkosten für den Sportplatzbau belasteten den Verein mit 3012 Mark.

Den ersten nennenswerten Erfolg seit der Wiedergründung errang unsere Mannschaft im Spieljahr 1950/51, als sie mit nur drei Verlustpunkten die Meisterschaft der C-Klasse nach Niederrieden holte.

Durch den Abgang, bzw. das Aufhören von fünf Stammspielern war die Mannschaft doch derart geschwächt, daß sie sich nur ein Jahr in der B-Klasse halten konnte. In der Saison 1952/53 gelangen erneut Meisterschaft und Aufstieg, doch wiederum erwies sich die B-Klasse als zu hoch, wiederum mußte man in die C-Klasse zurück.

Dieses zweimalige Auf und Ab zehrte stark an den Nerven und an der Kameradschaft der Truppe. Geregeltes Training fand nicht mehr statt, die Aufstellung wurde am Sonntag nach der Kirche gemacht, und eine Reservemannschaft gab es nicht mehr. Langsam aber sicher glitt der FCN nach dem Jahre 1954 in eine große Krise. Der absolute Tiefpunkt war der Abbruch der Verbandsrunde 1956.

 

Der Fußballclub & Männerchor Niederrieden

Ein für das bisherige Vereinsleben wichtiges Ereignis war die außerordentliche Hauptversammlung im September des Jahres 1948, als sich die alten Mitglieder des Liederkranzes als Sängerriege dem Fußballclub anschlossen. Über dieses Ereignis wurde schon an anderer Stelle ausführlich berichtet.

Durch diesen Zusammenschluß entstanden immer wieder rege Debatten über die Namensgebung. Um beiden Abteilungen gerecht zu werden, beschloß die Vorstandschaft am 3. Januar 1950 eine Namensänderung in „Eintracht Niederrieden“, welche allerdings von der Mitgliederversammlung verworfen wurde. Dieselbe Versammlung wählte auch einen neuen Vorstand. Nach Georg Hummel (Hs.-Nr. 34) wurde nun der Sägewerksbesitzer Georg Hummel mit der Vereinsführung betraut. Während die Fußballerriege 1950 einen neuen Sportplatz bekam, wurde für die Sängerabteilung die Anschaffung eines Klavieres beschlossen. Um die Kosten zu bewältigen, wurde eine Haussammlung vorgenommen, welche immerhin 593 Mark einbrachte. Durch einen weiteren Zuschuß der Gemeinde in Höhe von 200 Mark mußte die Vereinskasse nur noch mit weiteren 200 Mark belastet werden.

Immer wieder wurde unser Chor zu Wettbewerben und Veranstaltungen eingeladen und konnte auch schöne Erfolge verbuchen. Am 12. August 1951 wurde in Niederrieden das erste Waldfest organisiert, zu welchem die Chöre aus Fellheim, Heimertingen, Tannheim, Memmingerberg und memmingen (Harmonia) ihre Teilnahme zusagten. Aber auch bei den Sängern lief nicht alles nach Wunsch. Mit welchen Schwierigkeiten der Gesamtverein zu kämpfen hatte, drückt am deutlichsten folgendes Schreiben des I. Vorstandes an die Mitglieder aus:

„In einer Aussprache zwischen den Leitern unserer Fußball- als auch Sängerabteilung, sind wir zu dem Ergebnis gekommen, daß sich in unserem Vereinsleben Auffassungen eingeführt haben, die eine erfolgreiche Weiterarbeit äußerst in Frage stellen. Dies wirkt sich besonders in der Sängerabteilung dahingehend aus, daß die wöchentlichen Chorproben äußerst mangelhaft besucht werden. In der Fußballabteilung gehen die Differenzen dahin, daß zwischen verantwortlichen, aktiven und passiven Vereinsmitgliedern Spielauffassungen auf dem Sportplatz ausgetragen werden, die das Vereinsleben äußerst stören. Wir haben uns daher entschlossen, im Vereinslokale Jäckle eine erweiterte Ausschußsitzung einzuberufen."

Nach dieser Ausschußsitzung ging es dann in der Sängerriege langsam aufwärts: Jedoch mußte diese im Frühjahr des Jahres 1958 einen schweren Schlag hinnehmen, als der Chorleiter, Herr Hauptlehrer Müller, verschied. Zum Glück des Vereines fand sich schon bald danach in der Person des Lehrers Friedrich ein neuer Dirigent. Während es also bei den Sängern aufwärts ging, änderte sich in der Fußballabteilung nahezu gar nichts. Es wurde zwar für die nächste Punkterunde eine Mannschaft gemeldet, doch ihr größter Erfolg war vorläufig, bis zur Jahreshauptversammlung im Dezember noch keine Hinausstellung erhalten zu haben, hatte unsere Truppe doch in punkto Härte einen besonderen Ruf.

Erst nach diesem doch etwas bedenklichen Erfolg ging es langsam sportlich aufwärts. In der Verbandsrunde 1961/62 konnte unsere 1. Mannschaft erstmals seit langem wieder einen Platz im vorderen Tabellendrittel mit 17:11 Punkten erlangen. Auch kam man nun endgültig von der ruppigen Spielweise ab und erhielt im Jahre 1963 für vierjährige Straffreiheit den vom SV Lachen gestifteten Fairnesspokal zugesprochen. Bei einem stark besetzten Pokalturnier in Winterrieden  wurde man sogar Pokalsieger.

Auf der Generalversammlung 1964 wurde die Wiederaufstellung einer Jugendmannschaft diskutiert, nachdem zur Zeit unsere Jugend zum größten Teil der Fellheimer Jugendmannschaft angeschlossen war. Zur endgültigen Aufnahme des Spielbetriebes kam es aber erst wieder im Jahre 1967 unter Trainer Hans Kößler.

Eine Jugendmannschaft hatte der Verein schon in der Vorkriegszeit, wenngleich dieselbe keinem geregelten Spielbetrieb unterzogen war. Zudem war es in jener Zeit außerordentlich schwierig, eine komplette Jugendmannschaft zusammenzubekommen. Am Sonntagnachmittag war Christenlehre, wozu Jugendlich bis zum 16. Lebensjahr verpflichtet waren. Auch nach dem Kriege konnte der FC Niederrieden schon 1953 eine Jugendmannschaft melden. Im April des genannten Jahres beschloß man, jedem Jugendlichen zum Schuhkauf einen Vorschuß von zehn Mark zu gewähren, der in schs gleichen Monatsraten zurückzuzahlen war. Der Meldung der Jugendmannschaft folgte fünf Jahre später, also 1958, die Aufstellung einer Schülermannschaft, welche gleich im ersten Jahr unter allen aktiven Mannschaften den besten Tabellenplatz innehatte.

Um den Aktiven bessere Trainingsmöglichkeiten zu bieten und damit die Hoffnung auf einen erneuten Aufstieg zu stärken, wurde noch 1964 auf dem Hauptplatz eine Beleuchtungsanlage mit vier Leuchten installiert. Die Birkenallee entlang des Walles wurde im Jahre 1965 zur Verschönerung des Sportplatzes gepflanzt. Anstatt nach oben ging es steil bergab. Kameradschaftslosigkeit, Gleichgültigkeit und kein Trainer waren kennzeichnend für den FCN jeder Tage. Letztendlich fand im Jahre 1965 auch noch ein Wechsel in der Vorstandschaft statt. Bedingt durch Beruf, Alter und etwas Resignation gab Georg Hummel nach immerhin 15 Jahren den Vorstandsosten ab. Die Neuwahlen am 28. Dezember 1965 ergaben Josef Hörmann als neuen Vorsitzenden.

Im Mai des Jahres 1966 veranstaltete unser Männerchor das erste große Frühlingskonzert unter der Mitwirkung der Musikkapelle Boos. Außerdem nahmen unsere Sangesbrüder am 4. Juni 1966 am Kreissingen in Neu-Ulm teil.

In der Fußballabteilung setzte die Saison 1968/69 ihr Mosaiksteinchen in das Bild der Vereinsgeschichte. Mit Rolf Blanz aus Arlach wurde erstmals in Niederrieden ein auswärtiger, bezahlter Trainer engagiert. Bereits in der ersten Saison schaffte dieser Mann mit dem FCN den Aufstieg, allerdings folgte wiederum der Abstieg schon in der nächsten Runde.

Zwar hatte man nun eine ausgezeichnete Kameradschaft und eine junge Mannschaft, die jeden Gegner schlagen konnte, aber ein erneut wertbarer Erfolg gelang nicht. Zudem galt das Hauptaugenmerk in den Jahren 1969 – 1971 dem Bau des Sportheimes, welches 1971 seiner Bestimmung übergeben werden konnte. Der FCN verfügte damit zum erstenmal über eigene Duschräume und geeignete Umkleidekabinen.

Mit dem Ablauf der Saison 1971 beendete Rolf Blanz seine Trainertätigkeit in Niederrieden. Dieser Verlust sollte bald schlimme Folgen zeigen. Wieder stand der FCN ohne Trainer da. Große Hoffnungen machte man sich, als 1973 Karl Maier, einer der großen Spielerpersönlichkeiten des Vereins, das Training übernahm – doch leider vergebens. Der angeblich überaus schwache Leistungsstand führte dann zu der vom Trainer stark vertretenen Diskussion, mit dem TV Boos zu fusionieren. Die beiden Vorstandschaften waren sich schon beinahe einig. Eine grundsätzliche Bedingung war das Einverständnis unserer I. Mannschaft, und daß die Spiele der I. Mannschaft im Turnus von ein oder zwei Jahren in Niederrieden und Boos hätten ausgetragen werden müssen. Nachdem die Spieler der I. Mannschaft den Zusammenschluß mit dem TV Boos ablehnten und die Einbeziehung unseres Sportplatzes in den Spielbetrieb bei den Boosern kein gehör fand, wurden die Verhandlungen beendet.

Am 29. Januar 1974 gelang es, mit der Verpflichtung von Bayernauwahlspieler Manfred Sudeck vom FC Memmingen alle Diskussionen zu beenden. Dieser Trainer schaffte es, die Mannschaft zusammenzuhalten und wichtige Kontakte herzustellen. Weil Sudeck noch selbst aktiv bei der Bayernligamannschaft des FC Memmingen spielte, stellte er 1975 seinen Posten wieder zur Verfügung. Ein besonderer Glücksgriff der Vorstandschaft war die Anstellung von Spielertrainer Peter Merrath.

Im Gegensatz zu den Senioren gab es in der Jugendabteilung kaum Unstimmigkeiten. Hier betreute mittlerweile Uli Theophiel mit viel Ehrgeiz die A-Jugend und errang in der Saison 1973/74 zum erstenmal eine Jugendmeisterschaft. Diesem Titelgewinn folgte in den kommenden Jahren eine wahre Glanzzeit, welch unter Trainer Gabriel Berger 1985 mit dem Aufstieg in die Bezirksliga, Schwabens Jugend-Oberhaus, ihren Höhepunkt erreichte.

Bevor man bei der 1. Mannschaft an einen Aufstieg dacht, galt das Interesse des Vereines der Sportplatzfrage. Durch den Ausbau der Kreisstraße stand unumgänglich eine Verkürzung des Hauptplatzes ins Haus, wodurch dieser für Verbandsspiele zu klein geworden wäre. Zur Lösung dieser neuerlichen Sportplatzfrage kaufte die Gemeinde rund 2000 qm nach Süden dazu, womit unser Fußballfeld auf stolze 100 Meter verlängert werden konnte. Mit der Verlängerung des Platzes wurde das ganze Areal frisch planiert und neu eingesät. Um vom Verband einen Zuschuß zu erhalten, mußte sich der FC Niederrieden ins Vereinsregister eintragen lassen. Zwei Jahre lang spielte der FCN auf einer Wiese am Rothbach hinter der Brauerei Ruhland, ehe Pfarrer Franz Kornherr am 28. Mai 1977 den neuen Platz eingeweiht hat.

Nach dieser Einweihungsfeier ging es auch sportlich bergauf. Mit der Einführung von zweimaligem Training pro Woche gelang in der Saison 1977/78 mit nur 6 Minuspunkten der aufstiegsberechtigende 2. Platz. Der FCN war wieder einmal in der B-Klasse. Im Gegensatz zu früher gelang aber diesmal der Klassenerhalt. Nach einjähriger Abwesenheit zurückgekehrt, erkämpfte sich Trainer Merrath mit seiner Elf 1979/80 sogar die Vizemeisterschaft der B-Klasse. Im fälligen Entscheidungsspiel gegen den SV Egg unterlag unsere Elf in Heimertingen mit 2:1.

Als Nachfolger von Trainer Peter Merrath, der zum BSC Memmingen zurückkehrte, konnte kurz vor Rundenbeginn 1980/81 Werner Hampel, ein ehemaliger Auswahlstürmer von Vikt. Buxheim, verpflichtet werden. Auch dieser Trainer sollte sich als richtiger Mann zur richtigen Zeit am richtigen Ort erweisen. Schon bald gelang es Hampl, die geknickten Gemüter wieder aufzurichten und eine neue Kameradschaft beim FCN zu begründen. In einer dramatischen Schlußphase wurde die sicher geglaubte Meisterschaft durch drei Heimniederlagen verspielt. Als Vizemeister zog man ernaut in die Relegationsrunde  und verlor das entscheidende Spiel in Bad Wörishofen gegen den SV Igling. Der FCN war erneut am Aufstieg gescheitert – die Moral erneut auf dem Tiefpunkt – der Aufstieg in die A-Klasse zu einem Alptraum geworden.

Abermals gelang es jedoch Trainer Hampl, Spieler und Funtionäre zu motivieren. Unter dem Motto „Jetzt erst recht“ ging man in die neue Saison. Wieder setzte sich der FCN von Anfang an in der Spitzengruppe fest und sicherte sich mit einem überzeugenden 6:1 Erfolg beim Vizemeister Westerheim Meisterschaft und Aufstieg.

Von der obigen Meistermannschaft standen dem neuen Trainer Manfred Sudeck, der in Niederrieden ja schon bekannt war, sechs Spieler nicht mehr zur Verfügung, die Teils ihre Laufbahn beendeten oder sich anderen Vereinen anschlossen. Nach einer Zittersaison fand sich der FC Niederrieden auch in der A-Klasse gut zurecht. In einer schweren Saison 1984/85, in welcher Günther Schittenhelm vom TSV Mindelheim als neuer Trainer engagiert wurde, überraschte unsere Mannschaft mit der Vizemeisterschaft. Im Gegensatz zu früher steckte unsere Truppe das Ausscheiden in der Aufstiegsrunde diessmal selbstbewußt weg, da von Aufstieg ohnehin keine Rede war. So begann man mit neuem Elan die Punktspielrunde 1985/86, die sich zu einem Höhepunkt der Vereinsgeschichte herauskristallisieren sollte.

Am 16. Juni 1985 konnte der FCN in einer Feldmesse die Tribüne, die ausnahmslos in unentgeltlicher Arbeitsleistung erstellt wurde, durch Pfarrer Josef Nowak der Bestimmung übergeben werden. Zu diesem großen Ereignis, welches in Verbindung mit dem 65jährigen Jubiläum gefeiert wurde, veranstaltete man ein Pokalturnier. Manch schwere Entscheidung galt es für die Vorstandschaft zu treffen, um den Fans des FCN diesen Wetterschutz zu erbauen.

Auch fußballerisch tat sich einiges. Bereits am 5. Spieltag übernahmen unsere Kicker die Tabellenführung und gaben dieselb nur noch einen Spieltag ab. Am Ende stand man mit einem Punkt Vorsprung als Meister der A-Klasse Mitte und damit als Aufsteiger in die Bezirksliga fest. Garant für diesen Erfolg war der feste Wille und die Ausgeglichenheit der Mannschaft.

Aber auch sonst tat sich einiges beim FCN: Im September 1976 wurde erstmals zusammen mit dem Schützenverein ein Volksmarsch ausgerichtet; im Februar 1977 übernahm der FCN die Schirmherrschaft für die ersten alpinen Skimeisterschaften; im April 1978 ließen die Kicker nach 28 Jahren den alten Brauch des Maibaumstellens in in unserem Ort wieder aufleben; 11979 schließlich wurde der Gruppenraum im Sportheim als neue Heimat der Fußballer eingerichtet und in Betrieb genommen. Am 1. Juni 1979 konnte der südliche Ausweichplatz, den die Gemeinde 1977 für den FCN ankaufte, mit einem Pokalturnier seiner Bestimmung übergeben werden. Auch dieser Platz wurde mit Eigenmitteln und in Eigenleistung des Vereins ausgebaut. Man muß an dieser Stelle würdigen, daß in Niederrieden die Gemeinde für die Belange der Sportvereine immer ein offenes Ohr hatte und hat.

Für die Saison 1983/84 letztendlich meldete der Verein seine Damenmannschaft zum Spielbetrieb an.

Während die Fußballabteilung sich unentwegten Zulaufes erfreute, plagten Sänger nun schon jahrzehntelang arge Nachwuchsnöte. Mit dem Schließen der Brauereiwirtschaft und damit auch des Saales wurden dem Chor die Räumlichkeiten zu eigenen Konzerten und Vorstellungen genommen. Oftmals sind kirchliche Auftritte die einzige Möglichkeit, sich in der Öffentlichkeit zu präsentieren. Unter der Leitung von Dirigent Bruno Selzle (seit Januar 1980) nahmen sich die Verantwortlichen deshalb der profanen und geistlichen Musik in gleicher Weise an: Heldengedenktag, Männereinkehrtag, Altennachmittag, der Gottesdienst am 2. Weihnachtsfeiertag oder Hochzeitsmessen gehören heute fest in das Programm der Auftritte unseres Männerchores.

Am 10. Mai 1986 traten unsere Sänger im Rahmen eines Wettbewerbes zur Pflege der zeitgenössischen Chormusik in Pfuhl auf, scheiterten aber in dieser Vorausscheidung, weil zum einen die Lieder nicht zu unserem Klangkörper paßten, zum anderen aber auch sehr stattliche Chöre teilnahmen.

Von 44 Proben und 27 Auftritten ist bei der Generalversammlung 1988 die Rede, womit das große Engagement der Sänger zum Ausdruck kommt. Heute ist der Männerchor eine aus dem kulturellen Leben der Gemeinde kaum mehr wegzudenkende Einrichtung.

Auf der Jahreshauptversammlung des Jahres 1990 gab Vorstand Josef Hörmann nach fast 25-jähriger Tätigkeiten aus persönlichen Gründen die Vereinsführung ab. Als sein Nachfolger wurde auf dieser Versammlung Michael Büchler gewählt.

 

Theatergesellschaft

Eine Geschichte über den Fußballclub und Männerchor kann aber nur vollständig sein, wenn hierbei auch das Theaterspiel berücksichtigt wird.

Leider ist nicht mehr feststellbar, seit wann in Niederrieden Theater gespielt wird. Die ältesten Hinweise kommen vermutlich aus dem Jahre 1909 und 1912. Eben so wenig ist bekannt, wann und warum die Theatergesellschaft im Fußballclub aufgegangen ist, zumal sie ja der ältere Verein wäre. Chronikmäßige Aufzeichnungen über das Niederrieder Theaterwesen gibt es leider nicht. Unter der Spielleitung von Heinrich Münsch wagte man sich 1926 an den „Meineid-Bauer“, welches Bühnenstück in den späteren Jahren noch öfters aufgeführt wurde. Aus der Zeit vor dem Kriege sind außerdem bekannt:

1928 „Das letzte Schwärzen“

1929 „Das verflixte Testament“

1930 „A Weihnacht in der Schusterstube“

1932 „Der Herrrgottschnitzer von Oberammergau“

Gespielt wurde meistens in der Weihnachtszeit, weil im Advent am meisten Zeit für das Lernen der Rollen war.

Mit einem Aufgebot von 28 Spielern und unter der Leitung eines erfahrenen, aber strengen Leiters Xaver Rolly kam 1932 der Herrgottschnitzer zur Aufführung.

Nach dem Krieg wurde unter der Leitung von Albert Königsberger und Karl Maier im Jahre 1946 wieder mit dem Theaterspiel begonnen. Von den großen Bühnenstücken sind bekannt:

1947 „Das Krezl im Tannengrund“

1949 „Der Herrgottschnitzer von Oberammergau“

1952 Der Postillion von Rodendorf“

1963 „“Gefangen in der Maurischen Wüste“

1965 „In jenen Tagen“

1966 „Der arme Weber“

1968 „Mit einem Fuß im G´moindsarrest“

1969 „Die Baugenehmigung“

1971 „Die Lottobraut“

Neben den großen Auftritten standen aber auch immer wieder kleinere Stücke auf dem Programm, die dann bei den Weihnachtsfeiern oder auf Faschingsbällen zur Aufführung kamen.

Von Karl Maier wechselte die Spiellleitung zunächst auf Josef Hörmann, dann auf Otto Bauer und schließlich auf Otto Steidele. Mit der Schließung der Brauereiwirtschaft und damit auch des Saales endete 1971 mit der „Lottobraut“ eine lange Theatertradition, weil keine geeigneten Räumlichkeiten mehr zur Verfügung standen.